Verraten und verkauft
17.03.2003 / NRZ-LOKALAUSGABE / KLEVE

Josef-Lörks-Grundschule Kalkar führte Kindertheater "Joseph" auf. 
Ein Erfolg.

KALKAR. Die St. Nikolaikirche zu Kalkar kann auch an Weihnachten nicht voller sein. Alle Bänke waren besetzt, als der Kinderchor und die Josef-Lörks-Grundschule das Kindermusical "Josef" aufführten. Große Spannung anfangs bei Eltern und Großeltern: "Siehst du ihn? Ob der Text auch richtig sitzt? Ob auch alles gut geht?" Und sie rutschen nervös hin und her. Klar geht alles gut - die Kinder haben überhaupt kein Lampenfieber. Als ob sie geborene Schauspieler, Sänger und Entertainer sind, agieren sie souverän im Altarraum.

Die alttestamentliche Geschichte von Josef und seinen Brüdern ist aber auch wirklich packend und demzufolge literarisch und musikalisch schon oft bearbeitet worden. Wie die Brüder ihren ungeliebten "Träumer" an eine Karawane verkaufen, wie dieser im fernen Ägypten vom Gefängnisinsassen zum Kanzler aufsteigt und schließlich seine Brüdern verzeiht, als er ihre Reue erkennt, das kann auch heute noch große Wirkung zeigen.

Zum Beispiel als Kindermusical. Kantor und Organist Jan Szopinski hatte die sehr melodischen Songs mit den Kindern geduldig eingeübt, und nun begleitete er sie am Keyboard, während er gleichzeitig voller Engagement die Einsätze gab. Traurige Lieder waren dabei, aber auch fetzige Rock-n-Roll-Stücke. Dazwischen immer wieder Dialoge und kleine Spielszenen. Alle Spieler verdeutlichten ihre Textpassagen mit großen Gesten. Putzig auch die Kostüme: Ob Bäcker, Pharao oder Gefängniswärter; hier hatten sich Eltern offensichtlich große Mühe gegeben.

Kristina Schönfelder spielte die Hauptrolle des Josef mit großem Ernst. Ihre klare Stimme überzeugte auch in den solistischen Songs. Aber auch die Brüder, die von Anja Grell, Fabian Hagen, Veronika Janssen, Judith Lemm und Katharina Schönfelder gespielt wurden, waren eine echte Bereicherung - und überhaupt wirkte die unverfälschte Kraft der kleinen Darsteller großartig, angefangen beim Vater Jakob (Karsten Kania) bis hin zum Mundschenk (Maurice Gramatke) und allen anderen, die aufzuzählen allein der beschränkte Platz verbietet.

Kein Wunder, dass der Applaus nach Ende der knapp einstündigen Veranstaltung riesig war. Es zeigt sich ja immer wieder, dass gemeinsame Projekte wie hier von Grundschule und Kinderchor große, süße Früchte tragen. Da konnten die Eltern gemeinsam mit Schulleiter Norbert van de Sand zu Recht stolz auf ihre Kinder sein. Und vielleicht bleibt ja bei dem einen oder anderen Mitwirkenden oder Zuschauer sogar etwas von der gar nicht so simplen Moral des Stückes haften.

ANDREAS DAAMS

Ergänzung: Der Erlös der Türkollekte für den >Bau des Schiffes Stella Maris betrug 750,30 €.