Rheinische Post 22.März 2003:

Grundschüler und Kinderchor ehrten Joseph Lörks in St. Nicolai mit Musical „Joseph":

Den Jakobssohn eindrucksvoll vergegenwärtig

KALKAR. Da standen für eine Stunde die Akteure der Joseph-Lörks-Grundschule und der aus ihren Klassen gebildete Kinderchor im Altarraum von St. Nicolai. Sie verfügten beileibe nicht über die stimmliche Gestaltungskraft erfahrener Bühnenstars, und für sie war das Musical „Joseph" von Andreas Mücksch zu Texten von Barbara Schatz keine Alltagsarbeit. Dennoch zog es viele hundert Besucher in das Gotteshaus am Vorabend des 60. Todestages von Missionsbischof Joseph Lörks, dessen Name die Schule seit dem Patronatsfest 1960 trägt. Sicherlich waren besonders Väter, Mütter und Großeltern gespannt auf die Inszenierung dieser alttestamentlichen Begebenheit. Drei Monate hatte Rektor Norbert van de Sand mit den Schülern die Bilder der Vorlage erarbeitet. Texte und Bewegungen mussten „sitzen". Fleißige Hände hatten nicht nur den bunten Rock für Josef angefertigt, sondern auch das Outfit für den Pharao oder das Hofpersonal. Die Gesänge zur Geschichte des bekanntesten Jakobssohns waren einstimmig gehalten, die Congas bediente Lukas Hagen und am Keyboard ersetzte Organist und Chorleiter Jan Szopinski das übrige Orchester. Er ist dankbar für die Unterstützung seitens der Eltern, ohne die man keinen Kinderchor mit über vierzig Stimmen aufbauen kann. Die 16 Lieder kamen durchweg frisch. Einen sehr festen Sopran zeigte Kristina Schönfelder in den Soli ihrer Titelrolle. Stimmlich behaupteten sich die Brüder-Sprecher Anja Grell, Fabian Hagen, Veronika Janssen, Judith Lemm und Katharina Schönfelder ebenso wie die im Partysong mit seinen Boogie-Woogie-Strophen gefragten Hofdamen aus der Riege Andrea van Beek, Jasmin Voigt, Kathrin van Weegen, Klara Minten, Klara Friese, Christina Berns und der in letzter Minute eingesprungenen Anne Kliem. Im Freundschaftslied fielen dem Amtmann Felix Wolter die Eckstrophen zu. Lena Cattelaens, Julia Grootens, Julia und Katharina Messing sowie Anna Walkenbach traten als weitere Söhne Jakobs auf, der von Karsten Kania gespielt wurde. Ferner belebten die Szene Leon Mörsen als Pharao, Maurice Gramatke als Mundschenk, Marigona Quorri als Bäcker sowie Jan van Weegen und Boris Gulan als Gefängniswärter. „So lebendig kann Bibel sein!" lobte Pfarrer Birkner die Aufführung mit den acht Stationen aus dem Leben Josefs, dem Neid seiner älteren Brüder, seinem Verkauf an die Sklavenhändler, seinem Dienst im Haus des Potiphar, den Jahren im Gefängnis, seiner Traumdeutung, den in den Dürrejahren nach Ägypten angereisten Brüdern, ihrer Prüfung und der Versöhnung. Das mit der Gemeinde wiederholte Schlusslied enthielt im Vers „Großer Gott, wir brauchen dich, um nach vorn zu seh’n" eine zeitlose biblische Aussage. Für das auf dem Pausenhof der Grundschule vom Förderverein geplante Schiff „Stella Maris" erbrachte die Türkollekte 750 Euro.

Hans Rühl

Pfarrer Ralf Birkner bei der Gedenkmesse für den Martyrerbischof Joseph Lörks am 17. März 2003:

„Erinnerung - das Gegenteil von Gleichgültigkeit"

KALKAR-HANSELAER. Die kleine Antonius-Kirche füllte sich rasch, als die Glocken zu einem denkwürdigen Gottesdienst einluden. Den Anlass gab der 60. Todestag des hier am 26. März 1876 getauften Joseph Lörks, der 1900 als Steyler Missionar nach Neu-Guinea ging, dort 1933 zum ersten Bischof des jungen Missionsgebietes ernannt wurde und am 17. März 1943 wie Br. Ernst Franken aus Goch SVD mit sechzig weiteren Steyler Ordensleuten und Missionsangehörigen in der Bismarcksee auf dem japanischen Zerstörer „Akikaze" den Martyrertod fand. Was es mit Gewalt auf sich hat, wird in diesen Tagen erneut bewusst. So spürte man schon vor der Abendmesse eine von großer Nachdenklichkeit getragene Atmosphäre, mitgeprägt vom Lörks-Foto auf dem linken Seitenaltar und dem großen Bischofswappen, das vor dem Taufbrunnen gleichsam einen Bogen spannte von der Taufe des Bauernsohnes bis zu seinem Aposteltod in südostasiatischen Gewässern. Pfarrer Birkner trug ein rotes Messgewand. Rot sei die Farbe des Lebens, der Liebe und des Martyriums. Von Menschen ohne Herz erlassene Befehle, die häufig noch zu Selbstläufern würden, brächten oft Tod und Verderben, sagte der Priester zu Beginn der Eucharistiefeier. Sie galt dem Blutzeugen. Wenn der Ordensgründer der Gesellschaft vom göttlichen Wort P. Arnold Janssen am 5. Oktober in Rom heiliggesprochen werde, ehre das zugleich auch Joseph Lörks, der nicht danach gefragt habe „Was bringt mir das?" Die Predigt verwies auf das große Vermächtnis des Blutzeugen aus Hanselaer. Dieser habe Christus-König, das Kreuz und die Insel Neuguinea in sein Wappen gesetzt. Sein Wahlspruch „Adveniat regnum tuum" habe Bekenntnischarakter. Die Worte aus dem Vaterunser „Dein Reich komme!" seien (wie die Bergpredigt) streng genommen keine Bitte, sondern ein Befehl, eine Aufforderung an jeden Christen, die Botschaft Jesu zu erfüllen und seine Liebe weiterzugeben. Für Joseph Lörks seien sie zum Lebensprogramm geworden, das Reich Gottes in ein fernes Land und in eine andere Kultur hineinzutragen - im Dienst an den Eingeborenen, ohne sie gewaltsam für das Christentum vereinnahmen zu wollen. Mit viel Herz und Menschlichkeit sei er auf die dortige Bevölkerung zugegangen. Solche Männer und Frauen dürfe man nicht vergessen. „Erinnerung ist das Gegenteil von Gleichgültigkeit!" Dieses Zitat aus einer seiner Morgenandachten im WDR zum 11. September habe weiterhin Gültigkeit.

Lieder aus dem Gotteslob wie „Ihr Freunde Gottes allzugleich" oder der Wechselgesang „Freut euch und jubelt; denn euer Lohn ist groß" mit den Versen der acht Seligkeiten nach Matthäus 5,3-10 standen ebenfalls im Zeichen des Martyrergedenkens. Für das Schiff „Stella Maris" auf dem Spielplatz der Grundschule kamen noch einmal 160 Euro zusammen.

Hans Rühl

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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