Papua – Neuguinea

1) Geschichte
P-N wurde erst spät im 16. Jhd. durch die Spanier entdeckt. Ende des 19. Jhd. wurden große Teile Deutsche Kolonie: das „Kaiser-Wilhelm-Land". Die Europäer blieben in den Küstenregionen.1933 wurde Gold im Hochland entdeckt und die Europäer drangen ins Landesinnere vor.

Ende des 2. Weltkrieges zogen sich die Kolonialmächte aus P-N zurück. Sie stand zunächst unter australischem Mandat. Heute ist die Insel 3 x so groß wir die BRD, größte Insel der Welt, geteilt in eine indonesische Provinz und dem selbstständigen Staat Papua Neuguinea (seit 1975) mit der Hauptstadt Port Moresby (ungefähr 250.000 Einwohner). Es gibt eine Verfassung und eine parlamentarische Demokratie.

2) Klima 
Das Klima ist tropisch feucht. Es fallen heftige Monsunregen (Jahresniederschläge von 5.840 mm). Die Temperaturen liegen bei 21° - 32°. Im Gebirge kann es bis zu 3° abkühlen.

3) Vegetation
¾ der Insel sind von Regenwald bedeckt. An der Küste gibt es Mangrovensümpfe. Im Hochland (Berge bis 5.000 m) wachsen Kiefern- und Laubwälder.

Man findet 2.000 verschiedene Orchideenarten.

Es gibt Sagopalmen und Kokosnussplantagen. In Gärten wird Gemüse angebaut (Süßkartoffeln, Taroknollen, Yamsknollen, Mais, Äpfel, Betelnüsse, Zuckerrohr, Bananen, Bohnen, Kürbisse). Zuckerrohr und Tabak wird hauptsächlich für den Export produziert.

4) Fauna
In Papua gibt es kaum Säugetiere: lediglich 4 Gattungen mit 132 Arten (Opossum, Baumkänguru, Schweine, Ratten, ...)

Dagegen findet man 38 Paradiesvogelarten, dazu Nashornvögel und Kasuars.

Das größte Raubtier ist das Krokodil. Im Meer lebt der seehundartige Duong (3 m lang ~ 200 kg schwer).

Die Insekten sind mit 30.000 verschiedenen Käferarten und Schmetterlingen mit Flügelspannweiten bis 30 cm sehr zahlreich vertreten.

5) Wirtschaft
Früher gab es auf der Insel den Tauschhandel oder Zahlungen mit Kina-Muscheln. Das gibt es z. T. heute noch. Offizielles Zahlungsmittel ist heute der Kina (1 Kina = 100 Toea). Exportgüter sind Gold, Kaffee, Kakao, Holz, Nickel ...).

Die Ausbeutung der reichen Bodenschätze hat zu Umweltzerstörungen und –verschmutzungen im großen Ausmaß geführt. Auch die Übernahme einiger Betriebe durch einheimische Unternehmer konnte diese Entwicklung nicht aufhalten

6) Verkehrswesen
Früher konnte man sich nur mit Kanus und Schiffen fortbewegen. Heute ist das Hauptverkehrsmittel das Flugzeug. Es gibt nur wenige „Straßen", die von PMV (Public Motor Vehicles) befahren werden. Diese werden von den Klans betrieben.

7) Bevölkerung
In P-N leben etwa 4 Millionen Einwohner. Bis zum 2. Weltkrieg lebten sie fast vollkommen abgeschlossen in ihren Klans. So entwickelten sich über 700 eigenständige Sprachen. Traditionen werden mündlich überliefert, es existiert keine Schriftsprache.

Der Alltag der Klans wurde bestimmt durch Gartenbau (Brandrodung), Aufzucht von Schweinen und Schlichtung von Streitigkeiten.

Das Schwein ist der Mercedes P-N´s, es verleiht Ansehen und Macht. Reichtum in Form von Schweinen wird nur für wenige Jahre angehäuft. Dann werden die Schweine an die Gemeinschaft weitergegeben, können aber wieder eingefordert werden ( Altersvorsorge).

Jeder Rechtsbruch kann durch die Zahlung von lebenden Schweinen gesühnt werden.

Anführer der Klans sind die Big Men. Sie zeichnen sich aus durch körperliche Größe, Redegewandtheit, diplomatisches Geschick und wissen über alle Vorgänge im Dorf Bescheid. Außerdem haben sie mind. 2 Frauen. Sie geben Hinweise und Ratschläge, suchen gemeinsam mit allen Beteiligten nach Kompromissen. Bei mehreren Fehlentscheidungen können sie durchaus ihren Status verlieren.

Bei den Klans des Hochlandes leben Frauen und Männer getrennt in Männer-, bzw. Frauenhäusern. Im Gebiet des Sepik (Der Sepik ist der wasserreichste Fluss der Erde. Er ist an einigen Stellen fast 600 m breit und steigt bei Hochwasser um 5 – 7 m an) leben Elementarfamilien zusammen. Zusätzlich gibt es ein Männerhaus und die Zeremonialwiese. Die Häuser sind ungefähr 3 m hohe Pfahlbauten mit einer Wohnfläche von etwa 70 qm. Sie werden aus pflanzlichem Material hergestellt (Sagoblattrippen, Rinde). Der Bereich unter der Plattform dient in der Trockenzeit als Schattenplatz und Werkstatt.

Männer und Frauen haben eigene Arbeitsbereiche.

Frauen versorgen die Kinder, fangen Fische, verkaufen Waren auf dem Markt, bereiten Mahlzeiten zu und stellen ihr Arbeitsmaterial, wie Fischreusen und Netze selber her.

Die Männer bauen oder reparieren Häuser, schnitzen Kanus für Frauen und Kinder und legen Gärten an. Selten gehen sie auf die Jagd (mit Pfeil und Bogen). Sie schnitzen Kunstgegenstände wie Masken, Giebelfiguren, Figurenstühle, ...) oder Töpfern (Gefäße mit Gesichtern, ...). Diese Gegenstände werden von den Frauen an Touristen verkauft.

Die Kinder werden von klein auf mit herangezogen und lernen durch zuschauen und nachmachen. Die Jungen holen z. B. Gemüse aus dem Garten, schnitzen und malen. Die Mädchen fangen Fische, drehen Schnüre, knüpfen Netze und beaufsichtigen ihre Geschwister.

Ihr Leistungsvermögen wird genau eingeschätzt. Bei Regelverletzungen wird gestraft (Schimpfen, Klaps, Besen, Essensentzug).

In ihrer Freizeit schwimmen und tauchen sie, spielen Ball und Fangen, Guck mich an, Wassergeisterspiel, Bauchkitzelspiel, ... Mit etwa 14 Jahren unterziehen sich die Jungen speziellen Initiationsriten (z. B. Zeichen des Krokodils wird in den Rücken geritzt).

-Nicht nur Frauen und Männer, sondern auch Kinder können jederzeit ihre Familie verlassen. Kinder und Frauen ziehen bei Streitigkeiten zur Familie mütterlicherseits.

Die Iatmul (oder Kanaken) haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 57 Jahren. Krankheit wird als Strafe betrachtet und kann nur durch Opfer an die Ahnen gesühnt werden.

Stirbt ein Mensch, so hacken sich verwandte Frauen die vorderen Fingerglieder ab und tragen möglichst viele Ketten aus weißen Samenkörnern.

8) Schulwesen
Zu Beginn der 60er Jahre befuhren die ersten Missionare mit ihren Missionsschiffen die Wasserläufe, um die Siedlungen der Klans zu erreichen. Sie waren zunächst Mediziner und Helfer in allen Dingen des Alltags. Fast alle Hochlandbewohner ließen sich taufen, und in jeder Siedlung wurde ein einfaches Kirchengebäude errichtet. Die Hochlandbewohner verknüpften alte und neue Riten und setzen vor allem in Krisensituationen auf ihre Ahnen und den christlichen Gott.

Die Missionare erteilten Unterricht in englischer Sprache oder in Pidgin der Küstenbewohner.

Sie richteten eine Druckerei ein, um ihre Botschaft besser verbreiten zu können.

Heute gibt es in den Siedlungen Zwergschulen, in den größeren Städten das komplette Schulsystem von der Grundschule bis zur Universität (Port Moresby) nach australischem Vorbild. Der Schulbesuch ist kostenpflichtig. Es gibt noch viele Analphabeten (1990 ~ 65 %).

Heutige Situation
Tradition und europäische Sitten haben sich problemlos vermischt und haben nebeneinander Bestand. Viele junge Leute verlassen die Klans und ziehen in die Städte, leben aber auch dort mit Angehörigen ihres Dorfes zusammen und bewahren sich so weitestgehend ihre sozialen Strukturen.

Die Big Men haben viele ihrer traditionellen Aufgaben verloren. Die gewonnene Zeit wird häufig mit Kartenspielen um hohe Einsätze und Alkoholkonsum gefüllt.

Es gibt aber auch viele arbeitslose Jugendliche, die alkohol- oder drogenabhängig sind und mit dem Gesetz in Konflikt geraten.

Hier sehen die Steyler Missionare heute ihre Hauptaufgabe. Sie betreuen straffällig gewordene Jugendliche, sorgen für Schul- und Berufsausbildung.

Die Regierung ist bemüht, die einzelnen Klans zu einer Nation zusammenzuführen. Aus diesem Grunde führt sie z. B. jedes Jahr das Mount Hagen Festival durch. Bei diesem Sing sing treffen sich alle Klans in ihren traditionellen Kostümen und feiern gemeinsam.
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